Seit Tagen, eigentlich seit Jahren, denke ich darüber nach was es bedeutet, eine trauernde
Mutter zu sein in einer Welt, die aus den Fugen ist. Wo unvorstellbares passiert. Jeden Tag. Mehr
oder weniger präsent. Seit Donnerstagmorgen in einer beklemmenden Dimension. Was macht
das mit mir und meiner Trauer?
Ich habe zwei gute Texte von @seelensport und @trotzdem_gluecklich dazu gelesen und geteilt.
Der Post von @jetzt_de hat mich dazu motiviert, selbst etwas zu schreiben: „Wenn man sich …
mit [der Ukraine] auseinandersetzt, werden die eigenen Probleme plötzlich ganz klein.“
Nein. Weltschmerz löst individuellen Schmerz nicht ab. Eher kumuliert er.
Abzugrenzen, sich zu fokussieren auf das, was man jetzt in diesem Moment konkret tun kann,
sich weniger machtlos zu fühlen. Das kann sein, auf Nachrichten komplett zu verzichten, das
kann sein, ganz viele Nachrichten zu lesen, das kann sein, einen Brief an das verstorbene Kind zu
schreiben, zum Friedhof zu gehen, das kann sein, sich abzulenken mit banalsten Dingen. Das
kann auch sein, für die Nachbarin, die in Quarantäne ist, ein paar Tulpen vor die Türe zu stellen.
Oder euch welche zu kaufen. Oder beides. Seid gut mit euch. Und wenn ihr könnt mit euren
Mitmenschen. Wenn ihr nicht könnt, seid euch bewusst: es wird dafür wieder eine Zeit geben.
Seid gut zu euch.
Wir brauchen Schmerz nicht zu vergleichen. Dieses lapidare „Schlimmer geht immer.“ Ja. Aber es
ist jetzt so wie es ist. Euer individueller Schmerz ist valide. Ihr dürft traurig sein. Ihr dürft Wut
empfinden, dankbar sein, euch ohnmächtig fühlen, stolz sein, Angst haben, Liebe empfinden und
ausdrücken.