Frau Bauer, Sie arbeiten als Klinikseelsorgerin an der LMU Innenstadt - wie sieht ihr
Kontakt zu Sterneneltern aus - wann werden Sie gerufen und wie begleiten Sie die Eltern?:
Der Kontakt komm zu Stande, wenn Eltern den expliziten Wunsch nach begleitender
Seelsorge aussprechen, wenn Menschen aller Professionen hier in der Klinik mit
sensiblen Augen und Ohren ein Bedürfnis der Eltern erahnen oder wenn ich Eltern
bei einer aufsuchenden Seelsorge auf der Geburtsstation unverhofft begegne.
Sie begleiten ja viele Patienten in unterschiedlichen Situationen - ist die Begleitung von Sterneneltern etwas "besonderes" oder "anders"?:
Wir Menschen sind immer Besonders vor allem in so herausfordernden Situationen
wie einem Klinikaufenthalt. Gleichzeitig ist die Berührung mit dem Tod, wenn er den
Weg einer „guten Hoffnung" kreuzt für uns alle verstöhrend und berührend. Geburt
sollte einfach ANDERS sein.
Gibt es ein Ritual, das Sie Eltern anbieten und von dem Sie uns erzählen können?:
Rituale sind Zeichen, Worte, Gesten und Bilder, die ein Geländer zum Festhalten
bieten möchten. Ein wenig wird es immer neu konstruiert für die jeweilige Familie.
Bauteile dafür sind, den Namen des Kindes auszusprechen, eine Familie im Blick zu
haben, miteinander Öl zu segnen und das Sternenkind mit Liebe, Tränen und
Wünsche zu streicheln.
Begleiten Sie die Eltern auch außerhalb der Klinik nach ihrem Aufenthalt dort oder halten
Sie zumindest Kontakt?
Die Eltern sind die Expert:innen für das, was sie brauchen und prinzipiell gibt es
kein „Geht nicht". Manchmal können es begleitende Schritte zu einer privaten
Trauerfeier sein. Seelsorge ist zudem immer „ambulant" – also mitgehend,
umherwandernd, wie in weiteren Gesprächsangeboten. Viermal im Jahr gibt es
zudem die festen Termine der Zur-Ruhe-Bettung unserer Sternenkinder am alten
Waldfriedhof und am Samstag des 1. Advent einen Gedenkgottesdienst in unserer
Klinikkirche St. Maximilian. Selbstverständlich gibt es dieses Angebot auch von den
Kolleg:innen in GH.
Sie gestalten ja auch die Gedenkfeiern und Gemeinschaftsbestattungen zusammen mit der
Seelsorge in Großhadern. Was ist Ihnen dabei wichtig?:
Mir ist wichtig, dass die Familien sehen, hören und spüren können das Ihnen ein
Raum gehört. Für ihre Trauer, ihre Tränen, ihre Unsicherheit. Aber auch ein Raum
der Gemeinschaft mit anderen Sternenkindfamilien. Es ist ein Raum der offen ist für
alle Menschen egal welcher Konfession oder Weltanschauung Ich bringe dazu
meine Hoffnung und mein Geländer mit.
Was wünschen Sie Eltern von Sternenkindern?:
Dass sie gesehen, gehört und begleitet werden.