Danke, dass du mit uns das Interview
machst. Magst du dich kurz vorstellen?
Mein Name ist Denise Miethke. ich bin Mutter von 3 Kindern, lebe in München und arbeite als Hebamme.
Du bist Hebamme und hast auch eine
Ausbildung zur Trauerbegleiterin gemacht und daher sind wir oft in Kontakt. Wie kombinierst du das in deinem Beruf?
Der Hebammenberuf, der uns erlaubt Familien nach der Geburt ihrer Kinder zu begleiten ist sehr vielseitig. Darum gehört natürlich auch die Begleitung eines „Stillen Wochenbetts“ absolut dazu. Ob
der Verlust in einer sehr frühen Schwangerschaftswoche oder kurz vor dem Entbindungstermin passiert, jede Frau hat hier den Anspruch auf Hebammenhilfe und darf sie unbedingt in Anspruch nehmen.
Mit der Zusatzqualifikation der Trauerbegleitung und der Kontakt zu euch können wir die Familien wunderbar gemeinsam begleiten.
Wenn Frauen eine stille Geburt hatten,
denken sie oft, sie brauchen keine Hebamme, weil ja kein Baby da ist.
Was antwortest du darauf?
Als Hebamme gilt meine Zuständigkeit nicht allein dem Baby. Die körperlichen und seelischen Veränderungen nach der Geburt durchleben alle Frauen, die geboren haben. Somit auch diejenigen deren
Wiege leer bleibt.
Es ist sehr wichtig die Rückbildung der Gebärmutter zu beobachten, den Wochenfluss zu erfragen, die Brust zu beobachten. Die hormonelle Umstellung wirbelt die Gefühle
sehr durcheinander. Das ist bei jeder Geburt der Fall, aber wenn eine Frau ihr Baby verloren hat, schaut man noch genauer hin wie die psychische Situation ist. Der Beckenboden kann mit
vielen kleinen Alltagsbewegungen und später intensiveren Übungen begleitet werden. Man sieht: die Begleitung durch die Hebamme ist auch im „Stillen Wochenbett“ wichtig.
Welchen Tipp würdest du anderen Hebammen
geben, was wichtig ist in der Begleitung eines "Stillen Wochenbetts"?
Ich glaube das Wichtigste ist das Zuhören. Als Hebamme möchte man immer eine passende Lösung sofort parat haben, möchte gerne Antworten geben, die es bei Familien die Ihr Kind verloren haben
nicht immer gibt. Achtsames Zuhören, liebevolles Begleiten und Zeit erscheinen mir als besonders wichtig.
Du bist ja für die Frau da - beziehst du auch die Väter manchmal mit ein?
Immer! Die Väter sind oft im Zwiespalt. Wollen Ihre Partnerin schützen und ihr alles abnehmen, damit sie in Ruhe trauern kann. Dabei nehmen sie sich oft selbst sehr zurück und können gar nicht
gleich anfangen in einen gesunden Trauerprozess zu kommen. Es ist sehr wichtig hier das Paar gemeinsam zu unterstützen und den Vater zu ermutigen sich auch seine eigene „Trauerzeit“ zu nehmen.
Mir sind die Väter/Partner oft eine unglaubliche Stütze, wenn es um die psychische Verfassung der Frauen geht. Sie kennen Ihre Frauen am Besten und bemerken oft sehr schnell, wenn sie sich ganz
anders als gewohnt verhalten. Das gilt natürlich auch andersherum.
Was wünschst du Eltern von Sternenkindern?
Oh, es gibt so viel was ich wünschen würde. Aber vor Allem wünsche ich Ihnen einen guten Trauerweg mit all seinen Höhen und Tiefen. Und Zeit. Familienrituale, die entstehen und sie stärken. Sie
damit immer in Verbindung mit ihrem Kind stehen. Ich wünsche Ihnen von Herzen viel Kraft und stetig wachsende Zuversicht.
Betroffene Eltern finden bei HebaVaria e.V. Hebammen in der Stadt und dem Landkreis München für die
Begleitung von Wochenbett und Folgeschwangerschaft nach Kleiner und Stiller Geburt. Weitere wichtige Anlaufstellen für Sterneneltern in München
findest Du hier.