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Interview mit einem Sternenpapa und Sternenkindfotografen

Fragen an Magnus, Papa von drei Kindern, seine erste Tochter ist 2018 verstorben. Magnus arbeitet seit zwei Jahren ehrenamtlich als Sternenkindfotograf für @deinsternenkind 

 

Sternenkind.Muenchen: Vor vier Jahren kam eure erste Tochter zur Welt, sie wurde still geboren. Vor kurzem haben wir sie gemeinsam mit unseren anderen Kindern am Friedhof besucht. Wie geht es dir und euch heute mit ihr?

Magnus: Es vergeht kein Tag, an dem wir sie nicht vermissen oder an sie denken, sie ist schließlich eines unserer drei Kinder. Sie hat einen festen Platz in unserer Familie, ihre Bilder hängen genauso in unserer Wohnung und wenn wir sie besuchen und als Eltern nicht alleine sein wollen, nehmen wir ihre beiden jüngeren Geschwister selbstverständlich mit. Außerdem haben meine Frau und ich ein paar Rituale und Bräuche ins Leben gerufen. Ein Mal im Monat, am Monatstag ihrer Geburt, machen wir uns ein besonderes Abendessen, zünden eine Kerze an und widmen den Abend ihr und unseren Gedanken an sie. Zu ihrem Geburtstag wird gefeiert, letztes Jahr bekam sie von allen Verwandten und Bekannten je einen bemalten Stein ans Grab und natürlich besuchen wir sie zu Weihnachten und Silvester, inklusive Wunderkerzen und Feuerwerk.

 

Sternenkind.Muenchen: : Du bist ehrenamtlicher Sternenkindfotograf. Wie kamst du dazu?

Magnus: Das Fotografieren ist seit einigen Jahren schon mein Hobby, egal ob Urlaubserinnerungen, Architektur, eine spontane Szene auf der Straße, aber die meisten Bilder lagen auf Festplatten gespeichert und verstaubten.

Eine Woche vor der stillen Geburt unserer Tochter hatte ich in einer Zeitschrift beim Frauenarzt ein Interview mit einer Fotografin gelesen, die auch Sternenkinder fotografierte. Rückblickend bin ich dankbar dafür, ich weiß sonst nicht, ob ich auf die Idee gekommen wäre, Bilder unserer Tochter zu machen. In der Klinik war Sternenkindfotografie 2018 noch überhaupt kein Thema und wurde somit auch nicht aktiv angeboten.

Es wurden meine damals besten und emotionsvollsten Bilder, die ich je gemacht hatte.

 

Sternenkind.Muenchen: Wie kamst du schließlich zu „Dein Sternenkind?“

Magnus: Durch die Kontakte meiner Frau aus dem Leere-Wiege-Rückbildungskurs hatte ich dann von der Stiftung „Mein Sternenkind“ erfahren, die ehrenamtlich und kostenlos diese wichtigen Erinnerungen und Momente festhält.

Es stand bereits sehr bald nach dem Tod unserer Tochter fest, dass ich Sternenkindfotograf werden wollte. Mir war aber auch klar, dass ich erst unser Folgekind im Arm halten musste, bis ich mich bereit dafür fühlte und bewarb. Seitdem durfte ich knapp 40 Familien kennenlernen und Bilder von ihnen und ihren Kindern machen.

 

Sternenkind.Muenchen: Wenn du bei den Familien ankommst – erzählst du, dass du auch ein Sternenkind hast?

Magnus: Auf jeden Fall. Ich komme ja meist zu einem recht frühen Zeitpunkt nach der Geburt und die Eltern sind oft mitten in einem emotionalen Ausnahmezustand und Schock. In einem solchen Moment einen gänzlich Fremden in das eigene Leben das gerade Kopf steht zu lassen, der dann auch noch eine Kamera mitbringt um Bilder zu machen, empfinde ich als großes Vertrauen welches ich sehr zu schätzen weiß.

Durch ihren Verlust steht für die Familien Welt und Zeit still, sie fühlen sich traurig, wütend, hilflos, unverstanden, verlassen, allein, überfordert und vieles mehr, das ist von Eltern zu Eltern sehr unterschiedlich in der Ausprägung und Stärke.

 

 

Sternenkind.Muenchen:: Du erzählst den Eltern von eurer Tochter, richtig?

Magnus: Ja. Das Teilen meiner eigenen Geschichte baut eine schnelle emotionale Brücke, da ich dasselbe durchgemacht habe wie sie, es selbst erfahren habe, wie es ist und sich anfühlt. Das schafft Vertrauen und Verständnis, und gleichzeitig zeigt es auch, dass die Eltern mit ihrem Verlust nicht allein sind. Und auch wenn jeder Verlust so individuell wie die Kinder selbst ist, haben wir den Verlust unserer Kinder gemein.

An dieser Stelle möchte ich meine Hochachtung all meinen SternenkinderfotografenkollegInnen gegenüber zum Ausdruck bringen, die selbst keine Sterneneltern sind und diesen Zugang zu den Eltern durch ihre Persönlichkeit und herzliche, tief empathische Art finden, was eine unglaublich tolle zwischenmenschliche Leistung ist.

 

Sternenkind.Muenchen:: Was wünscht du anderen Sterneneltern?

 Magnus: Vor allem ein Umfeld von Familie und Freunden, die möglichst frei von Berührungsängsten sind, bereit sind, sich auf euch und eure Emotionen einzulassen und eure Sternenkinder als eure Kinder anzuerkennen. Auch sie brauchen Aufmerksamkeit und Zeit.

Macht was euch gut tut und was ihr in dem jeweiligen Moment gerade braucht.

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